Während der Osterfeiertage 2019 zog es uns nach
Riga
Am Flughafen bzw. im Flugzeug wurde unsere Vorfreude auf Riga noch stark getrübt. Neben uns saß eine (vermutliche) Lettin, deren Hysterie und Egoismus kaum zu überbieten waren. Oh man, dachten wir uns, was haben wir uns mit diesem Kurztrip nur angetan.
Doch spätestens als wir in Riga ankamen und ins Taxi stiegen, war alles vergessen, die Welt wieder in Ordnung und unser Bild von Riga, mit dem wir eigentlich kamen, wurde wieder geradegerückt. Beginnend mit dem Taxifahrer und dem Hotelpersonal, welches uns eincheckte, sind wir fortan nur noch auf freundliche Menschen gestoßen.
Noch dazu hatten wir irrsinniges Glück mit dem Wetter. Von den dreieinhalb Tagen, die wir in und um Riga verbrachten, hatten wir tatsächlich volle drei Tage strahlend blauen Himmel und nur einen halben Tag war es etwas bedeckt. Dass die paar wenigen Wolken am Himmel zu diesem einem bestimmten Zeitpunkt dennoch eine besondere, passende Stimmung hervorriefen: dazu später mehr…
An den ersten beiden Tagen unseres Aufenthalts war
Riga entdecken
angesagt.
Riga ist die Hauptstadt Lettlands, mit 700.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt des Landes, sondern des kompletten Baltikums, und Riga war im Jahr 2014 Kulturhauptstadt Europas. Letzteres mit Sicherheit nicht zu Unrecht, da es sowohl über eine tadellos erhaltene historische Altstadt verfügt, dessen Anfänge ins zwölfte Jahrhundert zurückreichen. Andererseits ist Riga reich an Jugendstil-Gebäuden, wie keine andere Stadt im Baltikum. Deswegen wird Riga auch die „nordeuropäische Hauptstadt des Jugendstils“ genannt.
Jugendstil in Riga
Bis zu 8000 € pro Quadratmeter Wohnfläche zahlt man in den herrlich renovierten Gebäuden mittlerweile angeblich, die man zum Beispiel in der Alberta Straße (Alberta iela), in der Elisabeth Straße (Elizabetes iela) und in der Strelnieku iela finden kann.
In der Hausnummer 4 der Alberta iela hatte der bedeutendste Architekt des Jugendstils in Riga gewohnt – Herr Michail Ossipowitsch Eisenstein.
Drei Stilrichtungen des Jugendstils kann man in Riga finden: der dekorative Stil zeigt zum Beispiel Dämonen und nackte Frauen, der lotrechte Stil zeichnet sich durch Geraden und Symmetrie aus und der national-romantische Stil bringt Erker und teils Elemente aus Holzbauweise mit sich und zeigt Motive aus der lettischen Volkskunst.
Wenn man durch oben genannte Straßen läuft, fällt es nicht schwer, die verschiedenen Stile den verschiedenen Häusern zuzuordnen.
Auch wenn ihr – wie wir – keine Museumsgänger seid, lohnt sich dennoch ein kurzer Stopp am Jugendstilmuseum, nur um sich das Treppenhaus darin anzuschauen.
In diesem Treppenhaus geht man nicht die Treppen hoch, dort schwebt man hinauf, den Blick immer nach oben gerichtet.
Das nächste Bild zeigt, warum dem so ist.
Auf der vom Jugendstil-Viertel abgewandten Seite der Altstadt findet man den
Zentralmarkt von Riga
Der Zentralmarkt ist der wichtigste und größte Markt Rigas.
In den vier Hallen wird alles angeboten, was man zum Leben braucht, wobei der Markt tatsächlich ein Markt der Einheimischen und nicht ein Pseudo-Markt für Touristen ist.
Dass er so rege genutzt wird, verwunderte uns nicht, als dass wir in Zentrumsnähe in Riga keine Supermärkte, sondern lediglich Tante-Emma-Läden, gesehen haben. Scheinbar werden sämtliche Lebensmittel tatsächlich frisch vom Markt geholt.
Die
Altstadt von Riga
ist überschaubar klein und man findet sich deshalb recht schnell dort zurecht.
Begrenzt wird die Altstadt vom Fluss Düna (Daugava) und vom Kanal Pilsetas, der wiederum von Parks (z.B. Kronvalda Parks) gesäumt ist.
Mehrere Brücken bringen einen über den Kanal in die Stadt. Eine der Brücken ist Teil des Freiheitsboulevards, beginnt am Freiheitsdenkmal und ist wohl die wichtigste Verbindung von der Neustadt in die Altstadt. Eine neun Meter hohe Frauenfigur „krönt“ das Freiheitsdenkmal in rund 42 Metern Höhe.
Von der Neustadt kommend liegt unmittelbar rechts von der Brücke der „Kronvalda Parks“ mit seiner „Brücke der Liebenden“.
Unzählige „Liebesschlösser“ sind an den Geländern der Brücke angebracht.
In der Altstadt selbst gibt es viele schöne Gebäude zu sehen.
Darunter die ältesten Häuser der Stadt, die drei Brüder, und das Schwarzhäupterhaus auf dem Rathausplatz. Zu Zeiten der Hanse spielte das Schwarzhäupterhaus eine wichtige Rolle für Kaufleute und die deutsche Bürgerschaft Rigas.
Eine tolle Aussicht auf die Altstadt Rigas kann man von der Petrikirche aus genießen.
Das Tollste: man muss noch nicht mal unzählige Stufen zur Aussichtsebene hoch laufen, sondern wird für neun Euro von einem Aufzug hoch gebracht.
Nach zwei Tagen, in denen wir kreuz und quer durch Riga marschiert sind, aber auch ausgiebig die unglaublich gemütlichen Cafés und Restaurants genossen haben, machten wir einen
Ausflug von Riga aus
Der Ausflug brachte uns zum Schloss Rundale und nach Litauen zum „Hügel der 1000 Kreuze“.
Über das
Schloss Rundale
könnt ihr hier mehr lesen.
Der
„Hügel der 1000 Kreuze“
(oder auch „Berg der Kreuze“) war so beeindruckend, dass ich etwas näher darauf eingehen will.
Wenn man ihn überhaupt so nennen will, ist es mit rund 10 Metern Höhe ein Hügel, den man nach knapp zwei Stunden Autofahrt in der Nähe von Siauliai, südlich von Riga, in Litauen findet. „Berg“ ist hoffnungslos übertrieben…
Beim „Hügel der 1000 Kreuze“ handelt es sich um einen Wallfahrtsort der litauischen Katholiken, der auch schon von Papst Johannes Paul II besucht wurde.
Seit 1900 wurden immer wieder Kreuze auf dem Hügel aufgestellt, wenn auch zu Beginn im geringen Maße. Nach 1953 kehrten ehemalige Deportierte aus Sibirien zurück und begannen, als Erinnerung an die in Gulags Verstorbenen, wieder und immer mehr Kreuze aufzustellen. Dies war den Sowjets ganz und gar nicht recht und immer wieder wurde der „Hügel der 1000 Kreuze“ platt gewalzt. Aber quasi über Nacht wurden immer wieder immer mehr Kreuze aufgestellt, so dass der „Hügel der 1000 Kreuze“ zum Symbol des nationalen Widerstands wurde.
Heute stehen und liegen (teils völlig chaotisch) angeblich über eine halbe Million Kreuze auf dem Hügel.
Kurz nachdem wir am „Hügel der 1000 Kreuze“ ankamen, verschwand dann auch das erste und einzige Mal während unseres Aufenthalts im Baltikum die Sonne vom litauischen Himmel und es wurde grau. Irgendwie hatte sich das Wetter der Situation angepasst und eine ergreifende, teils bedrückende und nachdenkliche, unter die Haut gehende Stimmung wurde verbreitet.
Der “Hügel der 1000 Kreuze” ist den Abstecher von Riga aus unserer Meinung nach unbedingt wert.
Essen und Trinken in Riga
Hinsichtlich Essen und Trinken bietet die Stadt alles Erdenkliche.
Man kann relativ günstig im „Lido“ (hat nichts mit dem Lido in Paris zu tun) original lettische Kost genießen, aber auch für teures Geld in eines der Steak-Restaurants (z.B. Steiku Haoss) gehen.
Wie viele andere Restaurants, bietet auch das Steiku Haoss ein gemütliches Essen auf dem Sofa oder im Sessel.
Im Table7 gab es ebenfalls gepolsterte Sitzbänke – in diesem Fall wurde das Essen noch dazu durch wirklich gute Live-Musik begleitet.
Weiterhin lohnt es sich für einen Drink zum Radisson Blu Latvija Hotel zu gehen.
Die Bar ist toll eingerichtet und der 26ste Stock, in dem sie sich befindet, garantiert eine geniale Aussicht auf Rigas Altstadt.
Riga hat in allen Belangen unsere Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen.
Die Bucket List wird zwar immer länger – ich traue mir aber fast zu behaupten, dass wir irgendwann ins Baltikum zurückkommen werden.
Und jetzt noch ein paar Bilder zu Riga und unserem kurzen Ausflug nach Litauen…